Der Weg zu einer barrierefreien Business Software

David Mitgutsch, Lead-UX Designer und Alexander Vetter, CTO, beide tätig bei Abacus Research AG, vermitteln in ihrem Bericht anschaulich, dass Barrierefreiheit in ihrem Unternehmen eine Denkweise darstellt, die sich durch das gesamte Entwicklungsverfahren durchzieht.

Barrierefreiheit ist bei der Abacus Research AG mehr als nur ein Schlagwort; sie ist ein wichtiger Aspekt unserer Unternehmenskultur. Seit Anfang 2022 haben wir unsere Bemühungen in diesem Bereich intensiviert. Ein Meilenstein war die Lancierung der ersten weitgehend barrierefreien, webbasierten Zeiterfassungsmöglichkeit in der Schweiz im Mai 2023. Diese Funktion, integriert in unserem Mitarbeitendenportal «MyAbacus», funktioniert bereits sehr gut mit gängigen Screenreadern und hat einen positiven Einfluss auf viele Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen.
MyAbacus ist eine Web-Applikation, die einfach über den Browser zugänglich ist. Damit bringen wir unsere bewährten On-Premise-Lösungen ins Webzeitalter. Und das Beste daran? Wir gestalten sie barrierefrei und nutzerfreundlich, damit sie für alle zugänglich sind.

Eine Nutzerin interagiert mit der AbaSquare App: Ein Fokus unserer Bemühungen zur Barrierefreiheit.

Seit Juni 2023 ergänzt die mobile App AbaSquare unser Portfolio und bringt die Unternehmenskommunikation auch näher an die mobilen Anwender. Unsere Vision einer inklusiven digitalen Gesellschaft motiviert uns, ständig an der Verbesserung der Zugänglichkeit unserer Produkte zu arbeiten. Dies beginnt bereits in der Entwurfsphase und setzt sich durch den gesamten Entwicklungsprozess fort.

Die Herausforderung besteht darin, die Erkenntnisse aus der barrierefreien Webentwicklung in die mobile App-Entwicklung zu übertragen. Dies erfordert nicht nur technisches Know-how, sondern auch die Koordination verschiedener Teams und Dienstleister sowie die Anpassung an unterschiedliche Tools und Standards.

Ethische und moralische Verpflichtung zur Barrierefreiheit bei Abacus

Seit der Veröffentlichung des «IT-Markt-Reports» von Profondia am 13. Juli 2023 ist offiziell bestätigt, dass Abacus die Nummer 1 in ERP-Systemen in der Schweiz ist (vgl. Medienmitteilung (Link öffnet in einem neuen Tab)). Mit über 65’000 Kunden in der Schweiz sehen wir es als unsere ethische und moralische Verpflichtung an, barrierefreie Lösungen anzubieten. Unsere Motivation ist nicht rein wirtschaftlich; sie ist eine notwendige Verpflichtung. Diese Führungsposition bringt eine besondere Verantwortung mit sich, das Arbeitsleben einer grossen Anzahl von Menschen positiv zu beeinflussen.

Wirtschaftliche Effekte der Barrierefreiheit bei Abacus

Die Entscheidung, in barrierefreie Softwarelösungen zu investieren, ist nicht nur eine Frage der Inklusion und Ethik, sondern bringt auch wirtschaftliche Vorteile mit sich. Diese sind jedoch eher als positive Konsequenzen unserer ethischen und moralischen Verpflichtungen zu sehen:

  1. Erweiterung des Kundenstamms und Compliance: Durch barrierefreie Produkte öffnen wir unsere Software für eine breitere Nutzerbasis. In einigen Branchen oder Regionen gibt es gesetzliche Anforderungen an die Zugänglichkeit von Produkten. Durch die Einhaltung dieser Standards minimieren wir rechtliche Risiken und erweitern unseren potenziellen Markt.
  2. Wettbewerbsvorteil: Die Fähigkeit, barrierefreie Produkte anzubieten, kann uns einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Es stärkt unser Markenimage und zeigt unser Engagement für soziale Verantwortung.
  3. Förderung der Innovation: Die Arbeit an Barrierefreiheit fördert oft Innovation und Kreativität innerhalb des Entwicklungsteams. Die Lösung von Herausforderungen im Bereich der Barrierefreiheit kann zu neuen Ideen und Ansätzen führen, die die gesamte Produktqualität verbessern.
  4. Kosteneffizienz auf lange Sicht: Obwohl die Entwicklung barrierefreier Produkte anfängliche Investitionen erfordern kann, kann sie auf lange Sicht kosteneffizient sein. Die Einbeziehung von Barrierefreiheitsüberlegungen von Anfang an kann teure Nachbesserungen vermeiden und die Produktwartung erleichtern.

Die Investition in Barrierefreiheit ermöglicht es uns, mehr Menschen zu erreichen und unsere Marke zu stärken, was letztlich auch strategisch vorteilhaft für das Unternehmen ist.

Tools und Technologien für barrierefreie App-Entwicklung bei Abacus

Die Entwicklung barrierefreier Apps ist ein komplexer Prozess, der spezifische Kenntnisse und Tools erfordert. Bei Abacus sind wir entschlossen, diesen Weg zu gehen und die notwendigen Investitionen zu tätigen, um sicherzustellen, dass unsere Produkte für alle zugänglich sind.

  1. Flutter Framework: Wir nutzen unter anderem Flutter (Link öffnet in einem neuen Tab), ein
    Open-Source-UI-Softwareentwicklungs-Toolkit, das von Google entwickelt wurde. Es bietet spezifische Widgets und Best Practices für die Barrierefreiheit, die es uns erleichtern, Apps zu entwickeln, die für alle zugänglich sind.
  2. Automatisierte Tests: Die Verwendung von automatisierten Testtools, die speziell für mobile Plattformen entwickelt wurden, ermöglicht es uns, die Zugänglichkeit unserer Apps kontinuierlich zu überprüfen. Zum Beispiel verwenden wir das Tool «Accessibility Scanner», das von Google entwickelt wurde, um Oberflächenelemente in unseren Apps zu analysieren. Es prüft, ob Texte ausreichend kontrastreich sind, ob Touch-Elemente gross genug sind und ob Inhalte mit Screenreadern korrekt gelesen werden können. Diese automatisierten Tests sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Entwicklungsprozesses und stellen sicher, dass unsere Apps den Barrierefreiheitsstandards entsprechen.
  3. Benutzerzentriertes Design: Wir setzen auf nutzerzentriertes Design und arbeiten eng mit Menschen mit verschiedenen Einschränkungen zusammen, um sicherzustellen, dass unsere Apps ihren Bedürfnissen entsprechen. Dies beinhaltet regelmässige Usability-Tests und Feedback-Schleifen mit echten Nutzern.
  4. WCAG-Konformität: Wir streben an, dass unsere Apps den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1 AA Standards entsprechen. Obwohl diese Richtlinien ursprünglich für Webinhalte entwickelt wurden, wenden wir sie auch auf unsere mobilen Apps an. Dies stellt sicher, dass wir ein konsistentes und hochwertiges Erlebnis für alle Nutzer bieten.
  5. Kontinuierliche Schulung und Weiterbildung: Unser Team nimmt regelmässig an Schulungen und Workshops teil, um auf dem neuesten Stand der Technik in Bezug auf mobile Barrierefreiheit zu bleiben. Dies stellt sicher, dass wir die besten Technologien und Methoden verwenden, um unsere Vision einer inklusiven digitalen Gesellschaft zu verwirklichen.

«Der beste Weg, eine App barrierefrei zu machen, ist durch Testing. Es erfordert eine gewissenhafte Prüfung jeder Funktion und Komponente. Dies kann zeitaufwendig sein, aber es ist unverzichtbar, um sicherzustellen, dass wir ein zugängliches Produkt schaffen, das wirklich allen gerecht wird. Unser Ziel ist es nicht nur, Produkte zu gestalten, sondern positive Erlebnisse zu schaffen.«

David Mitgutsch, Lead UX Designer, Abacus Research AG

Spezifische Massnahmen für mehr Barrierefreiheit in der AbaSquare App

Nachdem wir die Tools und Technologien für die barrierefreie App-Entwicklung bei Abacus vorgestellt haben, möchten wir nun auf die konkreten Massnahmen eingehen, die wir bei der Entwicklung der AbaSquare App umgesetzt haben:

  1. Anpassbare Schriftgrösse und Kontrast: In der AbaSquare App nutzen wir die Schriftfamilie «Inter» für optimale Lesbarkeit und bieten die Möglichkeit zur individuellen Anpassung der Schriftgrösse.
  2. Klare Textblöcke für Screenreader: Wir halten alle Textblöcke bewusst kurz und prägnant, um eine optimale Integration in Screenreader wie VoiceOver oder TalkBack zu ermöglichen.
  3. Benutzerfreundliche Schaltflächen: Die Schaltflächen in der App sind bewusst gross dimensioniert, um die Bedienung für Menschen mit motorischen Einschränkungen zu erleichtern.
  4. Reduzierte Animationen: Um die App auch für Menschen mit lichtempfindlicher Epilepsie oder Bewegungsempfindlichkeit zugänglich zu machen, haben wir Animationen auf ein Minimum reduziert.

Selina Ramelli, die zuständige UX-Designerin für AbaSquare, merkt an: «Beim Design der AbaSquare App haben wir von Anfang an auf Barrierefreiheit geachtet. In enger Abstimmung mit der Entwicklung arbeiten wir kontinuierlich daran, technologische Barrieren zu minimieren.«

Durch diese spezifischen Massnahmen ergänzen wir die grundlegenden Prinzipien der Barrierefreiheit und arbeiten daran, die AbaSquare App für alle Benutzer zugänglicher zu machen.

Auf dem Weg zu einer inklusiveren digitalen Welt

Unsere Vision einer inklusiven digitalen Gesellschaft ist der Antrieb, der uns hilft, die komplexen Herausforderungen der barrierefreien App-Entwicklung zu meistern. «Barrierefreiheit ist kein Feature, das wir einfach hinzufügen. Es ist eine Denkweise, die unser gesamtes Entwicklungsverfahren durchzieht«, sagt Inesa Halilovic, Software Development Engineer bei Abacus Research AG.

Durch aktive Zusammenarbeit mit Fachorganisationen wie Obvita und Pro Infirmis sowie der Stiftung «Zugang für alle» erweitern wir ständig unsere Bemühungen. Diese Partnerschaften ermöglichen es uns, fundierte Methoden zur Datenerhebung zu entwickeln und den Erfolg unserer Bemühungen kontinuierlich zu messen.

Diese kontinuierliche Verbesserung und Anpassung ist der Schlüssel zur Entwicklung von Produkten, die für alle zugänglich sind.

Über die Autoren

David Mitgutsch, Lead-UX Designer bei Abacus Research AG, trägt die Verantwortung für alle UX-relevanten Themen. Mit dem Hauptaugenmerk auf das Produkt MyAbacus, setzt er seine Expertise ein, um die Software benutzerfreundlicher und zugänglicher zu gestalten.

Alexander Vetter, CTO bei Abacus Research AG, bringt seine langjährige Erfahrung ein, um die technologische Ausrichtung des Unternehmens zu gestalten. Mit tiefgreifendem Wissen über die Anforderungen von Vertriebspartnern und deren Kunden leitet er Bemühungen, die Software-Lösungen von Abacus barrierefrei zu gestalten.